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K a p i t e l S e c h s u n d z w a n z i g

  • Nino Angelotti
  • Feb 22, 2015
  • 2 min read

Utzmann erreichte die Villa Herz als es aufhörte zu regnen. Im großen Büro des Polizeipräsidenten war es ruhig geworden. Merz saß hinter seinem großen Kirschholzschreibtisch und schnaufte laut durch den offenen Mund, der wie eine fleischige Einfahrt in seinen wuchtigen, schwitzenden Kopf wirkte. Heuber und Hufnagel hielten Foissel noch immer fest, während der belgische Gefangene inzwischen aschfahl aus seinem blütenweissen Hemd schaute. Seine schweren Tränensäcke hingen noch tiefer als üblich und ließen ihn aussehen wie einen erschöpften Basset. Als der Regen aufgehört hatte gegen die Fenster zu prasseln, war Foissel nervös geworden. Die Tür öffnete sich und herein kam ein kleiner, gedrungener Mann mit rabenschwarzen Haaren. Er trug einen Arztkoffer, der unheimlich schwer aussah, dem Gedrungenen aber keinerlei Schwierigkeiten zu bereiten schien.

"Utzmann, da sind Sie ja. Auf Sie ist Verlass"

"Ist das der Belgier?"

"Das ist er, das ist er"

"Und er weigert sich zu sprechen?"

"Er spricht, lügt aber offensichtlich. Unser belgischer Mitbürger arbeitet für die Iraner. Das wissen wir, er streitet es aber trotzdem ab"

Utzmann stellte seinen schweren Arztkoffer ab und schaute Foissel an, nicht in die Augen, seine Blicke gingen in Richtung der Arme und Beine des Belgiers. Dann nickte er Merz zu.

"Was haben Sie in der iranischen Botschaft zu suchen gehabt?"

"Ich wollte ein Visum beantragen"

"Ein Visum. Haben Sie vor, in den Iran einzureisen?"

"Ja, habe ich. Herr Ködrich hatte dort Großabnehmer und ich möchte sehen, ob ich das Geschäft fortführen kann"

"Verkaufen Sie uns nicht für dumm! Los, Utzmann!"

Utzmann gehorchte diesem Befehl und holte ein kleines Schächtelchen aus seinem Koffer.

"Dies hier ist ein Heulkäfer. Er hat sechs Beine, an den vorderen beiden sind Scheren. Der Heulkäfer ist auf Friedhöfen zuhause und mitverantwortlich für die schnelle Zersetzung der Leichname. Er ist ein vollkommen selbstloser Käfer, er lebt nur wenige Tage, während denen er so gut wie nichts zu sich nimmt und mit diesen winzigen Scherenhänden riesige Knochen kleinsägt. Ich werde Ihnen diesen Heulkäfer in ihr rechtes Ohr setzen. Sie haben dann ca. 30 Sekunden bis er beginnt sich von ihrem Gehörgang in Richtung Schädelmitte zu sägen. Sie werden ein heulendes Sägegeräusch hören, wundern Sie sich nicht"

Foissel spürte Panik. Er sah den Polizeipräsidenten, der voller Vorfreude zu ihm starrte. Hufnagel und Heuber hielten ihn stramm fest als der Gedrungene einen kleinen braunen Käfer aus der Schachtel nahm und langsam auf Foissel zukam.

"Arbeiten Sie für die Iraner?"

"Nein, ich..."

"Nun stecken Sie ihm den verdammten Käfer schon in sein Hundehirn, Utzmann!"

Foissel spürte kleine stachelige Beine in seiner Ohrmuschel und verlor das Bewusstsein.

***


 
 
 

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