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K a p i t e l D r e i u n d z w a n z i g

  • Nino Angelotti
  • Feb 19, 2015
  • 2 min read

Er hatte den ganzen Tag auf sie gewartet, von früh morgens bis jetzt. Für gewöhnlich blieb sie nicht so lange weg. Das liegt alles an diesem viel zu lauten Typen, mit dem sie in letzter Zeit viel zu viel Zeit verbringt. Diesem Kerl wollte er schon lange mal an den Karren fahren, nur war es dazu bisher nie gekommen. Feiges Schwein, irgendwann wirst Du schon noch her kommen. Er konnte Megdi schon riechen, bevor sie die Tür erreicht hatte und rannte ihr aufgeregt entgegen auf dem rutschigen Laminat.

"Hallo Du, na Du, wie geht's denn Dir, wie geeeeeht's denn Dir, Du?"

Gerade hatte er sich noch geärgert, doch nun war er so außer sich vor Freude, dass er kein Wort herausbrachte und sich stattdessen aufgeregt an ihren weichen Pullover schmiegte.

"Ok, lass mich erstmal die Schuhe ausziehen und dann gibt's was zu essen"

Er lief ihr hinterher in die Küche, endlich war sie wieder da.

"Ja, was haben wir denn hier? Das gefällt Dir doch, oder?"

Sie hielt ihm eine Dose Truthahngrütze entgegen. Nicht gerade seine Lieblingsspeise, aber er hatte seit morgens nichts gegessen und war nicht wählerisch. Sie streichelte ihm liebevoll über seinen warmen, kleinen Kopf und servierte ihm das Abendessen. Während er gierig den Truthahn in sich hineinfutterte, konnte er hören, dass sie sich ein kohlensäurehaltiges Getränk einschenkte. Das Zischen erkannte er sofort. Sein Gehör war ausgezeichnet, trotz des Alters. Schnell schlang er die letzten Brocken hinunter und lief sich die Lippen leckend zu Megdi hinüber, um neben ihr auf die Couch zu springen. Sie erschrak ein wenig, war aber nicht sauer. Im Gegenteil, sie freute sich über die Gesellschaft, nahm ihn in den Arm und entspannte sich.

"Jecker, Jecker, Jecker, mein kleiner Liebling, morgen hab ich Zeit für Dich"

Und ob Du das hast, ich lasse mich hier auch nicht tagelang einschließen. Vielleicht bin ich nicht der Größte, aber ich habe auch Rechte. Seine Euphorie hatte sich gelegt und er erinnerte sich, wie er den ganzen Tag alleine herumgesessen hatte. Am Anfang war noch die Waschmaschine gelaufen, was er sich immer gerne ansah. Aber die Ladung war dann auch irgendwann durch. Und dann gab es nichts, dann war er in ein tiefes Loch gefallen. Den ganzen Nachmittag über. Sie warf einen Blick auf den Anrufbeantworter. Sieben Anrufe aus Köln.

"Was will denn dieser Idiot noch? Der verstehts einfach nicht, oder?"

Er lag auf dem Rücken und ließ sich von ihren langen Fingernägeln über den haarigen Bauch streicheln. Irgendetwas stimmte nicht, er fühlte sich nicht gut und spürte, wie sein Magen arbeitete. Aufeinmal ging alles sehr schnell, er rollte sich auf die Seite und kotzte zwischen die Sofakissen.

"Oh neeee, Jecker! Scheiße!"

Er sagte nichts, schüttelte sich, sprang vom Sofa und trabte auf allen Vieren in den Flur, wo sein Körbchen stand.

***


 
 
 

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