K a p i t e l Z w e i u n d z w a n z i g
- Nino Angelotti
- Feb 18, 2015
- 2 min read
Beatrice saß auf der kleinen Bank im Keller der Kartenmacherei. Sie hatten den Laden früh aufgemacht. Den ganzen Vormittag über waren keine Kunden gekommen, was keine Seltenheit war. Nun war es 15 Uhr und sie hatten abgeschlossen und tranken, wie sie es oft taten, hier unten Kaffee. Sollte jemand kommen, würde er klingeln. Ihr langes Gesicht war fahl und angespannt. Foissel saß ihr gegenüber und fuhr sich mit seiner kleinen Hand übers Gesicht.
"Nun sag doch was, Foissel"
Er sagt nichts und schaute sie ruhig an. Beatrice war nervös und sein Blick machte sie wahnsinnig, denn sie konnte nicht erkennen, ob er lächelte oder bedrückt war.
"Jetzt schau mich nicht an, wie ne gottverdammte Mona Lisa!"
"Du brauchst Dir keine Sorgen machen, Beatrice. Überleg doch mal. Angenommen Ködrich hatte mit diesem Soleimani tatsächlich zu tun. Und angenommen es ging dabei um finstere Machenschaften, welcher Art auch immer. Und angenommen Soleimani hat bestellt und bezahlt, aber Ködrich hat nicht geliefert, weil er vorher verhaftet wurde. Und angenommen, dass Soleimani Ködrich dann in Moabit hat umbringen lassen, damit Ködrich nicht singt. Dann stellt sich doch die Frage, weshalb bislang niemand die 50.000 $ abgeholt hat, oder zumindest nach den Dokumenten gesucht hat. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich den Laden übernommen habe"
Beatrice sah ihn gebannt an.
"Was heißt das denn nun?"
"Also, wenn ich mir das alles nüchtern anschaue, kann ich es nur auf eine Art verstehen: es war noch niemand da, es wird aber noch jemand kommen"
Sie zuckte zusammen vor Schreck bei dieser Vorstellung. Der Schatten ihres erschrockenen, langen Gesichts erinnerte an die Moai Steinfiguren der Osterinseln.
"Nun reg Dich nicht auf, Beatrice. Selbst wenn Dr. Ahmadi mit allem recht hat. Dann hätte man uns doch bereits einen Besuch abgestattet, es sei denn man braucht uns noch. Ich bin Belgier, Beatrice, für mich ist das Glas halbvoll"
"Ich bin auch zur Hälfte Belgierin"
"Na dann rappel Dich zusammen, gedoempt nok eens"
Er fluchte nur selten auf wallony, denn die Sprache seiner Heimat war ihm fremd geworden nach all den Jahren im Ausland. Es klingelte. Sie sahen sich an, Beatrice war weiß wie ein Blatt Papier.
"Dann wollen wir mal"
Foissel stand auf, rückte sich sein Jacket und die grüne Fliede zurecht. Er ging die Treppe hinaus und schaute über seinen Schreibtisch auf die Ladentür. Dort stand der unangenehme junge Militärpolizist in seinem schwarzen Ledermantel. Er hatte Verstärkung mitgebracht, einen noch unfreundlicher aussehenden Lederbemantelten. Foissel schloss die Falltür, die zur Treppen in den Keller führte. Der Keller hatte einen Notausgang und Foissel wollte Beatrice die Chance geben, den Laden auf diese Weise zu verlassen, sollte es Ärger geben.
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