K a p i t e l S i e b z e h n
- Nino Angelotti
- Feb 13, 2015
- 2 min read
Kichern. Wer kichert da? Er fühlte sich schwach und leer. Dass er in einem Krankenhausbett lag, wunderte ihn nicht, im Gegenteil. Wieder hörte er dieses Kiechern. Irgendwie gefiel es ihm,obwohl ihm selbst nicht zum Kiechern zumute war. Da war es wieder. Wer ist denn das? Er richtete sich etwas auf, wurde aber von heftigen Kopfschmerzen sofort zurückgeworfen. Dieser verdammte Käse! Schon der Gedanke an diese feuchten, haarigen, stinkenden, drageehaften Käseklumpen ließ seinen Magen zusammenzucken und trieb ihm jenen süßlichen Speichel unter die Zunge, der dem Erbrechen vorausgeht. Er schloss die Augen und wünschte sich diesen Käse aus dem Kopf. Da war das Kiechern wieder, und es kam näher. Er konnte die dazugehörigen Schritte vor der geschlossenen Zimmertür hören. Kurze Stille, dann ein Schmatzer.
"Komm Süße, nur nach vorn"
Wönkelmeyer fühlte sich auf einmal tonnenschwer. Als die Tür sich öffnete kamen Megdi und - dicht, zu dicht hinter ihr - Björn. Die Ratte.
"Na, Du Schlafmütze, machste hier schön' Larry, ja?"
Wönkelmeyer sagte nichts, schaute aber vorwurfsvoll zu Megdi.
"Hey Faridun, gehts besser?"
"Nee"
Björn setzte sich an den kleinen eckigen Tisch aus hellem Holz, der zwischen Bett und Fenster stand. Der andere Stuhl stand hinter dem Vorhang beim WC, auf ihm lagerten Wönkelmeyers Jeans und die übrigen Klamotten. Nee, jetzt setz Dich bitte nicht auf seinen Schoß. Auf Björns einladende Geste ließ sich Megdi auf seinem Schoß nieder, da war es wieder, das Kiechern.
"Du hast Dir den Sajtot ja auch reingehauen wie nix Gutes. Einmal im Leben Sajtot satt, wa?"
"Björn, es hat ihm halt geschmeckt"
"Es hat mir nicht geschmeckt, ich wollte nur nicht unhöflich sein"
"Alles klar, Wönkelmeyer. Vaddern wäre natürlich beleidigt gewesen, wenn Du ihm seinen teuer importierten Lieblingskäse nicht alleine weggefressen hättest"
Wönkelmeyer überlegte kurz, ob er noch etwas antworten sollte. Er entschied, dass es keinen Unterschied machte und es am besten sei, einfach nichts mehr zu sagen und darauf zu warten, dass die beiden abziehen. Björn zog Kaugummis aus seiner Brustasche, BigRed. Er zog zwei Streifen heraus, steckte sich einen auf obszöne Weise in den Mund und gab Megdi den anderen. Nun kauten beide auf ihren Kaugummis. Wönkelmeyer fühlte sich als wäre Megdi gerade überfahren worden. Von Björn. Er schlug die Bettdecke zur Seite und stieg aus dem Bett. Ihm war schwindelig, die Sicht war trübe und seine Kopfschmerzen stachen heftig ins Gehirn. Langsam und gequält zog er sich an, warf sich seine Jacke über und einen Euro Trinkgeld auf das Tablett.
"Wo willsten hin? Runter von der Käsestation oder was"
Wönkelmeyer war übel und er wollte dieses kaugummikauende Stillleben nicht länger sehen. Megdi wirkte auf ihn wie ein Zombi, wie Björn, irgendwie vulgär, aber nicht sexy-vulgär, sondern eher vulgär wie Joe Gerner oder Detlef D Soost.
"So ihr beiden, nett dass ihr gekommen seid. Ich wünsch euch viel Spaß beim Kauen und Blasen. Ich bin diesem ganzen Käse durch. Björn, Du brauchst mich morgen nicht abzuholen. Piesn"
"Krass, hat Faridun gerade gekündigt?"
"Nee, kann er gar nicht. Du hast doch gesehen, wie der den Käse genossen hat, der würde sich niemals die Quelle abschneiden. Der bleibt sicherlich so lange am Institut, wie Vaddern Käsenachschub klarmachen kann. Was soll er auch machen. Wönkelmeyer kann nix, außer Persisch!"
***
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