K a p i t e l S e c h z e h n
- Nino Angelotti
- Feb 12, 2015
- 3 min read
"Da kommt er, duck Dich!"
Heuber und Hufnagel glitten auf den Sitzen des silbernen Golf Variant geschmeidig wie Wasser hinunter. Die Ladentür öffnete sich und Foissel kam mit Beatrice heraus. Foissel, der den kleinen dunkelroten Diplomatenkoffer trug, lief neben Beatrice. Heuber rutschte langsam hoch und sah den beiden durch sein Fenster nach.
"Der Belgier hat den Koffer dabei!"
"Starte den Wagen und fahr langsam hinterher, unauffällig"
Sie fuhren langsam in ausreichendem Abstand.
"Er hält den Diplomatenkoffer innen, zwischen ihm und der Frau, so dass von außen niemand herankommen kann, schön shielding!"
"Scheint ein Profi zu sein"
"Ich wusste, dass an dem was nicht in Ordnung ist!"
"Jaaaa, nüscht is, oder watt hier! Aber watt issn mit die Olle, belgischet Pralinchen oder watt hier! Hehehe, oder wie seh ick ditt hier!
Karsten Hufnagel wusste nicht, wie er auf Heubers emotionale Ausbrüche reagieren sollte. Einerseits hatte er Verständnis dafür, dass Heuber als echter Potsdamer ein Mann des Volkes war und auch so sprach und fühlte. Andererseits ging es ihm auf die Nerven und wenn es Leute hörten, war es ihm peinlich. Foissel und Beatrice liefen in Richtung Krumme Lanke. Eine schöne Gegend, auf beiden Seiten der Straße standen riesige gründerzeitliche Villen. An einer dieser feinen Adressen stoppten sie, klingelten und wurden eingelassen.
"Bingo, jetzt wollen wir doch mal sehen, wen die beiden Scherzkekse besuchen müssen. Gerwin, aussteigen, anschauen, und ab"
Heuber stieg aus, lief die verbliebenen Meter zur Klingel und fotografierte das Klingelschild.
"Dr. Mohsen Ahmadi, wenn das kein Iraner ist!"
Dr. Ahmadi's Sekretärin servierte den beiden Tee und Kekse.
"Er ist gleich bei Ihnen" und da kam er auch schon um die Ecke gebogen, in tadellosem schwarzen Anzug.
"Guten Morgen meine Herren, Dr. Mohsen Ahmadi, kommen Sie bitte"
Dr. Ahmadi, ein feingliedriger Mann von etwa 55 Jahren, schlank und steril wie ein Zahnarzt, wirkte freundlich. Foissel musterte und mochte ihn irgendwie. Die Ordentlichkeit des Büros beeindruckte ihn, hier wurde offenbar mehrmals täglich gereinigt und aufgeräumt. Auf dem Schreibtisch lagen sorgfälitg aufgerückte Dokumente.
"Dr. Ahmadi, wir brauchen die Dienste eines persischen Übersetzers"
"Die gibt es soweit ich weiß sehr preiswert in der Botschaft"
"Ja gibt es, allerdings ist uns Vertraulichkeit sehr wichtig, deshalb kommen wir zu Ihnen als Anwalt, man hat Sie mir in der Botschaft zwar nicht empfehlen wollen, aber ein mit mir Wartender hatte mir Ihre Karte in die Hand gedrückt"
"Das ist eine richtige Mafia, die empfehlen immer dieselben 3 bis 4 Anwälte, und die verdienen sich dann eine goldene Nase. Aber gut, wie kann ich Ihnen helfen?"
Beatrice und Foissel sahen sich an. Beatrice nickte ihm ermutigend zu.
"Also gut, wir haben bei uns im Keller ein Diplomatenköfferchen gefunden, in dem sich unter anderem einige Dokumente befinden, die - wie wir glauben - in persischer Sprache verfasst sind. Wir wollen wissen, um was es sich dabei handelt"
"Hahaha, das klingt ja abenteuerlich. Sprechen Sie denn etwa gar kein Persisch? Kleiner Scherz, niemand spricht Persisch, außer mir und den übrigen Persern natürlich"
Foissel und Beatrice schauten ihn stumm an. Foissel reichte ihm einen Stapel der Dokumente aus dem Diplomatenkoffer. Dr. Ahmadi schaute sich den Stapel Seite für Seite an. Von Seite zu Seite verdunkelte sich sein Gesicht und die kleinen Lachgrübchen in seinem Gesicht verschwanden. Er stand auf und schaute Foissel und Beatrice ernst an.
"Was Sie hier haben, sind Briefe eines Herrn Rahnemann Ködrich an einen gewissen Generalmajor Qassem Soleimani. Wem haben Sie diese Briefe bislang gezeigt, wer weiß davon?"
"Niemand, jedenfalls nicht von uns"
"Ich muss Ihnen an dieser Stelle mitteilen, dass Sie - und ich - nun in ernsten Schwierigkeiten stecken. Mandatieren Sie mich, lassen Sie den Koffer hier. Ich sehe das alles durch, Sie kommen morgen früh um 9 Uhr und wir besprechen es. Sprechen Sie darüber mit niemandem, absolut niemandem!"
***
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