K a p i t e l N e u n
- Nino Angelotti
- Feb 8, 2015
- 2 min read
Sie verließen das mintgrüne Treppenhaus und seinen scharfen Putzmittelgeruch in Richtung des S-Bahnhofes.
Björn ging breitbeinig, so als gehöre der Bürgersteig ihm allein. Wönkelmeyer spürte seine Kopfschmerzen wieder und erinnerte sich daran, wie er Björn in Moabit kennengelernt hatte. Was er ausgefressen habe, hatte Björn ihn gleich am ersten Tag gefragt. „Nichts, ich bin unschuldig“ hatte Wönkelmeyer geantwortet, woraufhin Björn in lautes Gelächter ausgebrochen war. Von diesem Moment an wusste Wönkelmeyer, dass er Björn nicht leiden konnte.
„Na, haste mein Büro gesehen? Nicht schlecht, wa? Sekretärinnen und alles!“
„Ja, Björn, das hast Du wirklich fein gemacht“ Seine Worte kamen ton- und farblos über seine Lippen gekrochen, er war erschöpft. Zu erschöpft, um sich gegen Björns Art zu wehren. So weit war es schon gekommen. Doch er erinnerte sich an die Worte des Professors, der ihm aufgetragen hatte, sich bei Björn zu bedanken.
„Björn, danke nochmal dafür, dass Du mir den Job bei Deinem Vater besorgt hast, das wollte ich noch sagen“
„Kein Ding, ich kümmer mich um meine Pappnasen, aber Du schuldest mir was, Wönkelmeyer, big time! War nämlich nicht gerade einfach Dich unterzubringen, mit Deinen Referenzen“
Wönkelmeyer bereute seine Dankesworte.
„Wüsste schon wie Du Deine Schuld abarbeiten könntest“
„Ach ja, wie denn?“
„Erinnerste Dich noch an die geile Blonde aufm Sommerfest vom Institut, Megadeddi oder so?“
„Megdi! Ja natürlich, ich arbeite ja mit ihr“
„Der stellste mich mal vor, in besten Tönen. Der sagste auch, dass ich Dir den Job verschafft habe usw“
„Megdi hat leider einen Freund, Björn, von daher…“
„Nee, hat se nicht mehr. Facebook müsste man haben, Wönkelmeyer. Ihr Ex, Jecker, ist wieder in Köln. Somit hab ich freie Bahn“
Wönkelmeyer wurde übel. Ihm schwante, dass er Megdi gegenüber einer Verwechslung aufgesessen war. Wenn Jecker ihr Freund war, wie hieß dann ihr Hund?
„Morgen bei Arbeit kannste das gleich klar machen, bevor die sich in irgendwen anders verliebt!“
„Dann sind wir aber quit“
„Quit sind wir, wenn ich der Kleinen zuhause das Pony fütter, Wönkelmeyer“
Björn lachte wieder laut und schlug ihm kollegial auf die Schultern, während Sie die Treppen zu den S-Bahngleisen bestiegen.
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